Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Was so in der Welt passiert

Glaubst du an einen Gott?

Ja
55
26%
Teilweise... / Manchmal...
55
26%
Nein
102
48%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 212

lt. hamlet

Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von lt. hamlet »

Ich sagte, Religion habe nie einen Krieg verursacht.
Du sagtest, du sähst das genau so.
Ryu fragte, warum du's dann erst gesagt hast, nachdem ich es sagte.
Worauf du sagtest: Weil du nichts mit den Machenschaften der römisch- katholischen am Hut hast.

Religion an sich als Ausdruck ist äquivalent mit Religion schlechthin, soll heißen: allen Religionen. Die es gab und gibt.
Muss ich jetzt noch ausführen, warum mir deine Antwort auf Ryus Frage konfus vorkommt?
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Jayna644
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Jayna644 »

Nein, denn im religiösen glauben kann viels im Äquivalent zu religion selber stehen, was in sich eigentlich wiedersprüchlich ist aber trotzdem so gesehen einen Sinn macht...
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Pheno
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Pheno »

lt. hamlet hat geschrieben:Religion habe nie einen Krieg verursacht.
Habe jetzt kein Nachschlagewerk zur Hand, spontan fallen mir daher nur

der dreißigjährige Krieg (Protestanten vs Katholiken),
die Hugenottenkriege (Katholiken vs Musel),
die Kreuzzüge (Christen vs Musel),
außernazionalsozialistische Judenverfolgungen in den letzten 3 Jahrhunderten,
die Teilung von Nord- und Südsudan (Christen vs Musel),
den Israel-Palästina-Konflikt seit 50? 60? 70? Jahren ein.

Natürlich wird in keiner Kriegserklärung, Pressekonferenz, Krisensitzung und in keinem Tweet verkündet, dass "wir Krieg führen weil deren Religion falsch/böse/uncool ist", aber der Umkehrschluss, dass es ohne Religion diese Kriege bzw Konflikte höchstwahrscheinlich nie gegeben hätte, ist nicht von der Hand zu weisen.

zl;ng
Deine Behauptung finde ich waghalsig bis falsch.
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Fear

Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Fear »

now you've done it.

wir sehen uns dann in 2 Wochen wieder, wenn diese Diskussion hier abgeflaut ist. :winken:
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Sylverblack
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Sylverblack »

Pheno hat geschrieben:
lt. hamlet hat geschrieben:Religion habe nie einen Krieg verursacht.
Habe jetzt kein Nachschlagewerk zur Hand, spontan fallen mir daher nur

der dreißigjährige Krieg (Protestanten vs Katholiken),
die Hugenottenkriege (Katholiken vs Musel),
die Kreuzzüge (Christen vs Musel),
außernazionalsozialistische Judenverfolgungen in den letzten 3 Jahrhunderten,
die Teilung von Nord- und Südsudan (Christen vs Musel),
den Israel-Palästina-Konflikt seit 50? 60? 70? Jahren ein.

Natürlich wird in keiner Kriegserklärung, Pressekonferenz, Krisensitzung und in keinem Tweet verkündet, dass "wir Krieg führen weil deren Religion falsch/böse/uncool ist", aber der Umkehrschluss, dass es ohne Religion diese Kriege bzw Konflikte höchstwahrscheinlich nie gegeben hätte, ist nicht von der Hand zu weisen.

zl;ng
Deine Behauptung finde ich waghalsig bis falsch.
Ich würde z.T. auf Hirams Seite stehen bei seiner Aussage. Religionen, genauer: der Glaube, selbst lösen keinen Krieg aus. Es sind Machtinteressen, Politik und nicht selten auch Größenwahn, die die wahren Rollen spielen. Religiöser Fanatismus, bspw. beim Islamismus, ist da schwerer einzuordnen. Zweifellos sind die Selbstmordattentäter höchst religiös und handeln nur aus ihren (falschen) religiösen Interessen. Inwiefern deren Religiosität als solche überhaupt ernst genommen werden kann, ist fraglich, da sie mit ihrem Morden eigtl. wider dem Koran handeln und somit ironischerweise NICHT nach ihrer Religion. Aber auch bei augenscheinlich rein religiösen Konflikten wie dem ewigen Palästinakonflikt, geht es hintergründig doch nur um Macht und mehr Macht. Die Religion ist Mittel zum Zweck für Leute, die Macht erlangen und ausbauen wollen. Es gibt nicht wenige Sektengründer, die sehr erfolgreich nach Schemata von Religionen eine beachtliche Machtposition aufbauen konnten.
Fakt ist, dass alle monotheistischen Religionen in ihrer Heiligen Schrift (bis auf ein paar Ausnahmen innerhalb dieser) Gewaltlosigkeit predigen.

Außerdem glaube ich fest daran, dass, wenn es keine Religionen gäbe, die Menschen aus anderen (Vorder-)Gründen genau dieselben Kriege führen würden.
[img]http://img580.imageshack.us/img580/9039/hvbk.jpg[/img]
lt. hamlet

Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von lt. hamlet »

Natürlich wird in keiner Kriegserklärung, Pressekonferenz, Krisensitzung und in keinem Tweet verkündet, dass "wir Krieg führen weil deren Religion falsch/böse/uncool ist", aber der Umkehrschluss, dass es ohne Religion diese Kriege bzw Konflikte höchstwahrscheinlich nie gegeben hätte, ist nicht von der Hand zu weisen.
Aufruf zum ersten Kreuzzug
Einerseits ist in dieser Rede eine klare Tendenz zu erkennen, dass der Krieg durchaus offen mit Religion gerechtfertigt wird,
andererseits lassen sich aber auch einige der eigentlichen Gründe für den Aufruf des Papstes herauslesen, wenigstens in Ansätzen:
Den Krieg aus Europa verlagern, nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Wikipedia sagt:
Hinter dem sorgfältig und langfristig geplanten päpstlichen Aufruf zum Kreuzzug verbarg sich mehr als nur die angestrebte Rückeroberung des heiligen Landes und der Befreiung der im heiligen Land vorgeblich unterdrückten und unter Gräueltaten durch Muslime leidenden Christen. Er war ein geschickt initiiertes machtpolitisches Instrument in einem zersplitterten und von Machtkämpfen erschütterten Europa. Einerseits strebte Urban II. eine Wiedervereinigung mit der byzantinisch geführten Ostkirche an, andererseits konnte er die Kirche als zielgebende Ordnungsmacht in Mitteleuropa etablieren, das nach dem Ende des karolingischen Reiches in sich befehdende adlige Einflussgebiete zerfiel, wobei häufig auch Kirchen und Klöster überfallen und geplündert wurden.
Spekulationen darüber, ob es diesen Krieg ohne die Existenz von Islam und Christentum gegeben hätte, halte ich für müßig.
Rechtfertigungen generell sind allerdings in der Regel sehr vielfältig...
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Pheno
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Pheno »

Sylverblack hat geschrieben:Religionen, genauer: der Glaube, selbst lösen keinen Krieg aus. Es sind Machtinteressen,
Na ja, Glaube ansich ist erstmal sehr breit gefächert. Ich denke schon, dass wir hier alle vom religiösen Glauben, also von einer mehr oder weniger eindeutigen Bekennung zu Religion X oder Y reden und nicht unnütz verallgemeinern müssen à la "Ich glaube, dass ich mein Studium packen werde". =) Die von dir angesprochenen Machtinteressen und religiöser Fanatismus sind eben das was ich meinte. Die Spanische Inquisition z.B. hat damals wohl kaum jedes Eingeborenendorf im Dschungel Südamerikas überrannt, weil sie geil auf das Territorium und dessen Bodenschätze waren.
Sylverblack hat geschrieben:Aber auch bei augenscheinlich rein religiösen Konflikten wie dem ewigen Palästinakonflikt, geht es hintergründig doch nur um Macht und mehr Macht. Die Religion ist Mittel zum Zweck für Leute, die Macht erlangen und ausbauen wollen. Es gibt nicht wenige Sektengründer, die sehr erfolgreich nach Schemata von Religionen eine beachtliche Machtposition aufbauen konnten.
Selbst wenns nur augenscheinlich rein religiösen Hintergrundes ist und Macht angestrebt wird: Eben weil Religion oftmals die legitimste aller Rechtfertigungen für einen Krieg ist, weil es da kein klares Ja und Nein, kein richtig und falsch gibt, muss es m.E. "Religionskriege" gegeben haben bzw kann man nicht sagen, dass nie wegen Religion Krieg geführt worden ist. Auch: Von welcher Macht konkret sprichst du? Wenn ich Religion als OK für territoriale, militärische oder industrielle Expansion nehme, und alles nach meinem Plan verläuft, dann macht das unterm Strich nun mal keinen Unterschied als wenn ich von Anfang an sage "Mein glorreiches [Religion A]-Reich wird diese niederträchtigen [Religion B]-Ketzer von der Erdoberfläche tilgen". Macht nur heute keiner mehr, da der Mensch ja lernfähig ist.
Ich bezog mich eigentlich lediglich auf die Tatsache, dass z.B. Richard Löwenherz 1099 nicht den weiten Weg bis ins heutige Syrien geritten ist, weil Saladin auf Ölvorkommen saß, mit einem Einmarsch nach England drohte oder das Land so schön ist. Zufälligerweise ist Jerusalem als "Heilige Stadt" bekannt, weswegen dort bis heute gekämpft wird. Ich bin dort gewesen und ich kann mit Sicherheit sagen, dass die streitenden Parteien nicht für Spareribs und den Playboykanal Granaten werfen. Wenn das nichts mit Religion zu tun haben soll und im Hintergrund andere Interessen stehen (was offen gesagt keine Rolle spielt, solange Religion im Wesentlichen taktgebend ist), dann landen morgen Kühe auf dem Mars. Lange Rede kurzer Sinn, daher Hand aufs Herz: So wie "Macht" ein ziemlich schwammiger Begriff dafür sein kann, so ists "Religion". Von der Hand zu weisen ist allerdings weder das eine noch das andere.
Sylverblack hat geschrieben:Fakt ist, dass alle monotheistischen Religionen in ihrer Heiligen Schrift (bis auf ein paar Ausnahmen innerhalb dieser) Gewaltlosigkeit predigen.
Ich weiß und das ist auch eigentlich gut so. Die Scharia verbietet Frauen, ohne Kopftuch das Haus zu verlassen. Aber ist eine Frau automatisch eine Hure wenn sie kein Kopftuch trägt?
So zu argumentieren geht leider nicht.
Raucher sterben früher, da spielt es keine Rolle, dass Helmut Schmidt mit 94 noch lebt.
lt. hamlet hat geschrieben:Einerseits ist in dieser Rede eine klare Tendenz zu erkennen, dass der Krieg durchaus offen mit Religion gerechtfertigt wird,
andererseits lassen sich aber auch einige der eigentlichen Gründe für den Aufruf des Papstes herauslesen
Nun, äh, das Heilige Land und die Geburtsstadt Christi sind halt da wo sie sind und können nicht mal eben wandern. Dass hier Ruhe ist wenn die Party an einem ganz anderen Ort steigt lehrt uns jeder Kindergeburtstag, salopp gesagt. Dass einer Verbrüderung nichts im Weg steht, wenn man gegen den gemeinsamen Feind ins Feld zieht, ist nur ein netter Nebeneffekt.
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Sylverblack
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Sylverblack »

Pheno hat geschrieben:Die von dir angesprochenen Machtinteressen und religiöser Fanatismus sind eben das was ich meinte. Die Spanische Inquisition z.B. hat damals wohl kaum jedes Eingeborenendorf im Dschungel Südamerikas überrannt, weil sie geil auf das Territorium und dessen Bodenschätze waren.
Die Glaubürdigkeit der religiösen Führer muss weiterhin gegeben sein. Wenn deswegen aus offensichtlichen Gründen über das hintergründige Ziel (Machtausbau) hinausgeschossen wird, weil es eben der Grund für den Krieg/Konflikt/whatever verlangt, dann muss man dem eben stattgeben. Ein Papst z.B., der seine Taten nicht mit der Bibel o.s.ä. begründen kann, läuft Gefahr, seine Glaubwürdigkeit zu verlieren und damit seine Legitimation. Wenn das gemeine Volk erkennt, dass hier eigentlich gar nicht aus religiösen Gründen gehandelt wird (sondern eben aus anderen), wird Unmut breit, im Fallbeispiel könnte dies das Ende dieses Papstes bedeuten. Das ist eben ein Nachteil, wenn du deine Interessen religiös begründen musst (obwohl sie es eigtl. nicht sind).
Mit der spanischen Inquisition in Lateinamerika kenne ich mich nur ungenügend aus, aber bist du dir sicher, dass man nicht wirklich nur auf Bodenschätze und Land aus war?
Selbst wenns nur augenscheinlich rein religiösen Hintergrundes ist und Macht angestrebt wird: Eben weil Religion oftmals die legitimste aller Rechtfertigungen für einen Krieg ist, weil es da kein klares Ja und Nein, kein richtig und falsch gibt, muss es m.E. "Religionskriege" gegeben haben bzw kann man nicht sagen, dass nie wegen Religion Krieg geführt worden ist.
Vordergründig ist das sicherlich richtig, aber die Frage lautet doch, ob die Religion tatsächlich der ausschlaggebende Punkt ist und nicht etwa Macht- und Territorialexpansion.
Auch: Von welcher Macht konkret sprichst du? Wenn ich Religion als OK für territoriale, militärische oder industrielle Expansion nehme, und alles nach meinem Plan verläuft, dann macht das unterm Strich nun mal keinen Unterschied als wenn ich von Anfang an sage "Mein glorreiches [Religion A]-Reich wird diese niederträchtigen [Religion B]-Ketzer von der Erdoberfläche tilgen". Macht nur heute keiner mehr, da der Mensch ja lernfähig ist.
Eigtl. meinte ich ja genau das. Ich sage, als religiöser Führer, zu meinem Volk: Wir müssen Land X angreifen, weil in meiner Heiligen Schrift Y steht, dass die Heiden dort nicht hingehören und vertrieben und abgeschlachtet werden müssen. In Wahrheit will ich nur das Land, evtl. Geldeinkommen dort (Bodenschätze z.B.) und wenn ich die dortige Bevölkerung knechte und langfristig in mein Reich einverleibe, wächst meine Anhängerschaft gewaltig.
Mit Macht meine ich folgendes: Befehlsgewalt über viele Menschen (je mehr, desto besser) und finanzieller Reichtum (Konzernbosse üben so gesehen heutzutage eine gewaltige Macht aus, ebenso wie Staatsoberhäupter natürlich).
Aus den obigen Gegebenheiten folgt (imo) die Definition der Wikipedia:
Wikipedia hat geschrieben:Andererseits stellt eine Extremposition der Macht die Fähigkeit dar, einseitig definierte Ziele zu erreichen, ohne sich selbst äußeren Ansprüchen gegenüber involvierten Personen zu unterwerfen oder diesen entgegenkommen zu müssen.
Wikipedia sagt auch noch folgendes:
Wikipedia hat geschrieben:Als sozialwissenschaftlicher Begriff bezeichnet Macht einerseits die Fähigkeit einer Person oder Interessengruppe, auf das Verhalten und Denken von einzelnen Personen, Personenmehrheiten und sozialen Gruppen einzuwirken.
Das würde eher demagogische Fähigkeiten voraussetzen.
Ich bezog mich eigentlich lediglich auf die Tatsache, dass z.B. Richard Löwenherz 1099 nicht den weiten Weg bis ins heutige Syrien geritten ist, weil Saladin auf Ölvorkommen saß, mit einem Einmarsch nach England drohte oder das Land so schön ist. Zufälligerweise ist Jerusalem als "Heilige Stadt" bekannt, weswegen dort bis heute gekämpft wird. Ich bin dort gewesen und ich kann mit Sicherheit sagen, dass die streitenden Parteien nicht für Spareribs und den Playboykanal Granaten werfen.
Das ist nun mal die Frage: Sind solche Aktionen noch als religiös motiviert zu bezeichnen, wenn sie den Gesetzen ihrer Religionen eigtl. widersprechen? Bibel, Koran und Tora sagen, du sollst nicht töten, trotzdem wird es von angeblichen Christen, Moslems und Juden gemacht. Darf man diese Leute dann überhaupt noch als Anhänger ihrer Religion bezeichnen? Ich will damit also eher ein Grundsatzfrage provozieren, wer eigtl. Christ/Moslem/Jude ist und wer nicht. Wären die sich bekriegenden Parteien in Jerusalem also unter diesem Standpunkt gar nicht mehr als Christen/Moslems/Juden zu bezeichnen, wäre der Konflikt kein religiöser mehr, er würde nur fälschlicherweise mit Religion begründet.
Ich weiß und das ist auch eigentlich gut so. Die Scharia verbietet Frauen, ohne Kopftuch das Haus zu verlassen. Aber ist eine Frau automatisch eine *Zensiert* wenn sie kein Kopftuch trägt?
So zu argumentieren geht leider nicht.
Raucher sterben früher, da spielt es keine Rolle, dass Helmut Schmidt mit 94 noch lebt.
Wie kommst du denn auf diesen Vergleich?

---

Was ich auch noch sagen möchte: Religionen werden von Atheisten ja (zurecht) gehatet, eben weil sie viel Leid verursachen. Aber hier liegt ja auch ein Missbrauch der Religionen vor, die ja in ihren Grundsätzen eigtl. gar nicht davon reden, dass der Anhänger generationenübergreifend Glaubenskriege führen muss. Und dieser Missbrauch ist es, der mich zu der Frage treibt, ob man den Religionen überhaupt die Schuld geben kann und nicht etwa dem Wesen des Menschen (der nach Macht und Machtausbau giert).
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Pheno
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Pheno »

Sylverblack hat geschrieben:Ein Papst z.B., der seine Taten nicht mit der Bibel o.s.ä. begründen kann, läuft Gefahr, seine Glaubwürdigkeit zu verlieren und damit seine Legitimation.
Sylverblack hat geschrieben:Das ist nun mal die Frage: Sind solche Aktionen noch als religiös motiviert zu bezeichnen, wenn sie den Gesetzen ihrer Religionen eigtl. widersprechen? Bibel, Koran und Tora sagen, du sollst nicht töten, trotzdem wird es von angeblichen Christen, Moslems und Juden gemacht. Darf man diese Leute dann überhaupt noch als Anhänger ihrer Religion bezeichnen? Ich will damit also eher ein Grundsatzfrage provozieren, wer eigtl. Christ/Moslem/Jude ist und wer nicht. Wären die sich bekriegenden Parteien in Jerusalem also unter diesem Standpunkt gar nicht mehr als Christen/Moslems/Juden zu bezeichnen, wäre der Konflikt kein religiöser mehr, er würde nur fälschlicherweise mit Religion begründet.
Da gebe ich dir Recht. Das ist ein kompliziertes Thema und wir sind sicher nicht die Ersten, die sich daran die Zähne ausbeißen würden, wenn wir jetzt noch weiter ins Detail gingen. In den Heiligen Schriften steht so viel... ich nenns mal "Mystisches"; letztendlich läuft es oft darauf hinaus, dass wir die einzig Wahren und die anderen zwangsläufig die Bösen, die Ungläubigen sind. Dass unsere Heilige Schrift nicht überall auf der Welt so akzeptiert wird, beweist ja, dass die anderen Menschen die Ketzer/Gois/Kuffar oder was auch immer sind. Usw usf...
Aber Hand aufs Herz, wenn du einem "religiös motivierten" Menschen sagst, dass er sein ganzes Leben lang einer Illusion nachgeeifert hat und der Konflikt deswegen eigentlich total unnötig ist, weil man nach den Zehn Geboten u.a. nicht töten soll, dann machst du es damit in 9,9/10 Fällen nur schlimmer. :D

Btw!

Sylverblack hat geschrieben:bist du dir sicher, dass man nicht wirklich nur auf Bodenschätze und Land aus war?


Unter anderem bzw ursprünglich natürlich, ja. Land definitiv, sowie die Neue Welt in Europa relativ bekannt war, entstand ja ein enormer "Konkurrenzkampf" zwischen den damaligen Großmächten, wer die schönsten Stücke vom Kuchen bekommt. Um zu wissen, was es an Bodenschätzen gibt, musste das Land allerdings ja erstmal erforscht und von den Ureinwohnern... ... befreit werden. Würde jetzt zu den Schätzen allgemein das ganze Gold der aztekischen und inkaischen Tempel mit auflisten (Spanische Schatzflotte, sollte jeder mal gehört haben), aber das war eben auch die Blütezeit der Inquisition und wenn schon auf Teneriffa Ureinwohner versklavt und missioniert wurden weil sie statt dem Allmächtigen Herrn selbstgeschnitzte Götzenbilder anbeteten, dann waren hunderttausende Wilde drüben doch ein gefundenes Fressen. Dass man mit dem Land dann machen kann was man möchte, wenn man die früheren Besitzer in Käfigen abgeführt oder verbrannt hat, sehe ich als netten Nebeneffekt. Ich meine, Südamerika ist doch in erster Linie nur Dschungel (gewesen). Irgendwann kommen dann die Anden. Gut, Kaffee, Gold, ne schöne Küste für Stützpunkte und Handelsplätze, aber kein Kundschafter im Auftrag des Königs XYZ ist zielgerichtet dort einmarschiert und wusste wo es was zu holen gibt.
Sylverblack hat geschrieben:Vordergründig ist das sicherlich richtig, aber die Frage lautet doch, ob die Religion tatsächlich der ausschlaggebende Punkt ist und nicht etwa Macht- und Territorialexpansion.
Was sich hinter den Kulissen abspielt weiß man nicht, da wäre es jetzt Haarspalterei, darüber zu spekulieren. Es ist definitiv ein ausschlaggebender Punkt. Heutzutage vielleicht nicht mehr, vor ein paar Hundert Jahren hatte Religion schließlich noch viel mehr Gewicht in der Welt, aber ich hab eigentlich ja auch nur angefangen hier zu posten weil ich Hirams Aussage, es hätte nie wegen Religion Kriege gegeben, nicht unterstreichen kann.
Sylverblack hat geschrieben:Wie kommst du denn auf diesen Vergleich?
Ich fand, dein "Fakt ist, dass alle monotheistischen Religionen in ihrer Heiligen Schrift (bis auf ein paar Ausnahmen innerhalb dieser) Gewaltlosigkeit predigen." klingt irgendwie nach "Ich darf dich vor laufender Kamera enthaupten, weil Gewaltlosigkeit sowohl dein als auch mein Glaubenssatz ist und somit übe ich ja hier keine Gewalt aus." :ugly:
Das mit der Scharia ist nur ein weiteres verkorkstes Statement, was in der Heiligen Schrift steht -> nicht alles was da steht ist total cool. Aber das hatten wir ja bereits.
Sylverblack hat geschrieben:Aber hier liegt ja auch ein Missbrauch der Religionen vor, die ja in ihren Grundsätzen eigtl. gar nicht davon reden, dass der Anhänger generationenübergreifend Glaubenskriege führen muss. Und dieser Missbrauch ist es, der mich zu der Frage treibt, ob man den Religionen überhaupt die Schuld geben kann und nicht etwa dem Wesen des Menschen (der nach Macht und Machtausbau giert).
Ersetze Religionen durch Automarken, Musikrichtungen, Biersorten.
Da Religionen ganz nacksch betrachtet auch nur von Menschen ins Leben gerufen wurden, kann man ihnen sehr gut die Schuld geben. Möchte jetzt nicht auf die philosophische Schiene ausweichen und eine "Warum sind wir eigentlich hier?"-Diskussion starten, aber wenn man Religion wieder auf den Glauben und die daraus resultierende Überzeugung reduziert, dann ist Religion ein sehr gefährliches Instrument.
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Re: Religion, der Glaube und ein wenig Philosophie

Beitrag von Sylverblack »

Pheno hat geschrieben:Ich fand, dein "Fakt ist, dass alle monotheistischen Religionen in ihrer Heiligen Schrift (bis auf ein paar Ausnahmen innerhalb dieser) Gewaltlosigkeit predigen." klingt irgendwie nach "Ich darf dich vor laufender Kamera enthaupten, weil Gewaltlosigkeit sowohl dein als auch mein Glaubenssatz ist und somit übe ich ja hier keine Gewalt aus." :ugly:
Ne, eigtl. meinte ich das, was ich hinterher nochmal verdeutlicht habe: "Du sollst nicht töten" steht in allen drin, aber am Ende töten sich die Anhänger ja doch, offensichtlich, weil sie zu dumm zum Lesen sind. :ugly:
Oder, weil sie einfach nur gerne töten. Das kann natürlich auch sein.
Das mit der Scharia ist nur ein weiteres verkorkstes Statement, was in der Heiligen Schrift steht -> nicht alles was da steht ist total cool. Aber das hatten wir ja bereits.
Soweit ich das mal in soner Maischberger-Talkshow (o.ä.) mitgekriegt habe, hat eine glühende Muslima (ohne Kopftuch btw.) gesagt, dass die Scharia eigtl. weitreichend falsch ist. Das Kopftuchgebot stünde so gar nicht im Koran (und weitere Beispiele zu anderen Streitthemen hat sie auch genannt). Ich hab weder Koran, noch Bibel und Tora gelesen, kann also auch nicht sagen, was da genau drinsteht oder wo da potenzielle Interpretationsmöglichkeiten in einen weniger liberalen Raum gegeben sind (à la religiöser Fanatiker: "in der Bibel steht: Und so sprach der Herr, es werde Feuer über eure Häupter regnen, und ihre Häuser, und ihr Vieh, und ihr Hab und Gut werden verderben. - also, meine Brüder, müssen wir die Heiden töten!" so als Negativinterpretation der Bibel zur Begründung eines Krieges o.ä. - erfundenes Beispiel).
Ersetze Religionen durch Automarken, Musikrichtungen, Biersorten.
Da Religionen ganz nacksch betrachtet auch nur von Menschen ins Leben gerufen wurden, kann man ihnen sehr gut die Schuld geben. Möchte jetzt nicht auf die philosophische Schiene ausweichen und eine "Warum sind wir eigentlich hier?"-Diskussion starten, aber wenn man Religion wieder auf den Glauben und die daraus resultierende Überzeugung reduziert, dann ist Religion ein sehr gefährliches Instrument.
Du sagst ja Instrument. Aber kann man Werkzeugen die Schuld geben? Ist das Messer der Mörder? Oder doch eher der Mensch, der es in sein Opfer hineingestoßen hat? Hat Religion den Krieg verursacht? Oder doch eher der Mensch, aus welchen Gründen auch immer?
Müssen wir alle Messer und Religionen verbieten, weil der Mensch schlimme Dinge mit ihnen anstellen kann? Hm...
Die Messer nicht, die kann man auch sinnvoll verwenden, bei den Religionen sieht das aber eher anders aus. :ugly:

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@Das YT-Video: Das ist ein eigtl. wichtiger und interessanter Gesichtspunkt, denn hier handelt es sich um einen Manipulierten, quasi einen in den religiösen Wahnsinn Getriebenen, der wirklich den Schwachsinn glaubt, den er da erzählt. Das ist ja auch bei den Selbstmordattentätern wichtig, die könnten ihren Akt ja gar nicht durchbringen, würde ihnen nicht von ihren Führern 7 Jungfrauen im Himmel versprochen.
Solche Punkte sind aber nicht nur auf Religionen zu beschränken, Ideologien generell haben da gefährliches Gedankenpotential und eignen sich hervorragend als Gehirnwäsche.
[img]http://img580.imageshack.us/img580/9039/hvbk.jpg[/img]
Gesperrt