Woran glaubt ihr?

Was so in der Welt passiert
Flavius
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Re: Gott - Eine meiner persönlichen Theorien über ihn.

Beitrag von Flavius »

Zur Diskussion kann ich auch noch einen Gedanken beitragen.

Ich habe vor einiger Zeit die Idee aufgeschnappt, dass Gott vergleichbar mit der Zahl 0 ist. Erst durch seine "Existenz" gibt er unserer Sinn.
Was ist denn beispielsweise eine 1 im Binärsystem, wenn die 0 fehlt? Nichts, denn alles wäre 1, die 1 wird belanglos, da Sie keinen Wert mehr hat, das System würde also nicht mehr funktionieren.

Ist es also möglich, das Gott dem Mensch bzw. seiner eigenen Existenz Sinn verleiht, einfach dadurch, das er nicht in unsere materiellen Welt existiert und wir somit einen Gegenpol zu unserer Existenz haben?


Ich freue mich auf eure Kommentare.
Justus17
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Re: Gott - Eine meiner persönlichen Theorien über ihn.

Beitrag von Justus17 »

Flavius hat geschrieben:Ist es also möglich, das Gott dem Mensch bzw. seiner eigenen Existenz Sinn verleiht, einfach dadurch, das er nicht in unsere materiellen Welt existiert und wir somit einen Gegenpol zu unserer Existenz haben?
Das würde Vorraussetzen, das die Theorie einer dualen Welt stimmt. Zugegebener Masen ist es verdammt schwer, das Gegenteil für andere glaubhaft zu behaupten. Aber es lässt sich ein Gewisser Trend feststellen. So groß uns der Unterschied zwischen Tag und Nacht erscheint, so mickrig ist der Unterschied zwischen Atomkern und Hülle und noch viel geringer ist er zwischen Proton und Neutron. Genauso tut sich die Wissenschaft schwer einen allgemein gültigen Unterschied zwischen Leben und Tod festzustellen.
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Sylverblack
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Re: Gott - Eine meiner persönlichen Theorien über ihn.

Beitrag von Sylverblack »

Sheepkillas Idee hat sich der gute Karl Marx, wie Favola das schnell bemerkt hat, auch schon 150 Jahre vorher ausgedacht. Ich halte davon übrigens sehr viel, Religion ist imo mehr oder weniger tatsächlich das Opium fürs Volk (gewesen).
Ganz konform mit Marx geh ich dann aber doch nicht. Ich würde eher sagen, Religion wurde jahrhundertelang als Opium für das Volk missbraucht, dabei kann Religion als psychische Lebensstütze sehr viele positive Effekte beinhalten und das ganz ohne irgendwelche Nebenwirkungen in Form von Gefügigmachung des gemeinen Volkes. Über das "Opium" an sich sind wir in unserer westlichen Gesellschaft überdies hinaus. Mittlerweile wird nicht mehr fürs Jenseits, sondern (fast) nur noch fürs Diesseits gelebt. Sätze wie "wenn du jetzt nicht brav bist und täglich 3× betest, kommst du nach dem Leben in die Hölle!" ziehen einfach nicht mehr (außer vllt. bei erzkonservativen, extremreligiösen Familien, aber die sind auch in der krassen Minderheit).
Den Grundgedanken von Marx finde ich aber dennoch spitze.

Sheepkilla betrachtet Religion/Gott als Droge allerdings pathologischer als Marx; er hält es, so kommt es bei mir rüber, für eine Verhaltensstörung. Das finde ich stark übertrieben, aus oben genannten Gründen. Und verallgemeinern kann man den Glauben sowieso nicht.

Keith hat insofern Recht, dass Gott kein tatsächlich materielles Ding ist (bzw. wenn doch, ist es mit unserer Technik nicht messbar), als Idee ist er aber auf alle Fälle existent. Als Idee ist aber andererseits so ziemlich alles existent. :ugly:

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PS: Ich hab diesen Thread mit dem "Woran glaub ihr?"-Thread zusammengeführt, weil sie sich inhaltlich zu ähnlich sind.
[img]http://img580.imageshack.us/img580/9039/hvbk.jpg[/img]
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Favola
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Re: Gott - Eine meiner persönlichen Theorien über ihn.

Beitrag von Favola »

Flavius hat geschrieben: Ist es also möglich, das Gott dem Mensch bzw. seiner eigenen Existenz Sinn verleiht, einfach dadurch, das er nicht in unsere materiellen Welt existiert und wir somit einen Gegenpol zu unserer Existenz haben?
Schwere Kost, die du hier lieferst.^^ In der Tat ist es für mich ein Lebenssinn, dass ich an das übernatürliche Wesen Gott glaube, und zwar nur an das übernatürliche. Niemand, der auf Erden weilt, kann von sich behaupten, er hätte die Macht Gottes oder sowas, wie es uns ja einige Machthaber und Diktatoren in der Vargangenheit öfter mal weißmachen wollten. Auch Jesus hat nur gemeint, er wäre der Sohn Gottes, aber nie, dass er Gott selbst wäre. Gott ist für viele Menschen die Hoffnung überhaupt, eben deswegen, weil er nicht in dieser vergänglichen, eitlen, sterblichen Welt weilt, sondern weil er in einem von uns nicht wirklich vorstellbaren, ewigen Reich wohnt und uns dort nach unserem Tode empfängt. Das ist die große Hoffnung der Gläubigen, die nur dadurch Hoffnung sein kann, weil sie nicht beweisbar und nicht greifbar, nichtmal so richtig vorstellbar, ist.

Puh, jetzt hab ich mich aber wieder ausphilosophiert. xD

Sylverblack sagte es schon: Noch zu Marx' Zeiten wurde Religion wirklich viel missbraucht, heute allerdings kann man davon nicht mehr ausgehen, der Spruch "Religion ist Opium fürs Volk" ist nicht mehr aktuell.
Aber was ich noch sagen will, wir Christen leben sehr wohl auch fürs Jenseits. ;) Natürlich nicht in solchem Sinne, wie du angebracht hast, Sylverblack, aber so, dass wir nach Gottes Willen leben, also standhaft in unserem Glauben sind, es ein wenig "strenger" mit der Familienhaltung sehen, unsere Kinder taufen lassen und christlich erziehen und sowas.
Und, ich schrieb es schonmal: Gott ist natürlich eine "Idee", aber es ist nicht so, dass er einfach auf Nichts beruht. Dass es z.B. Jesus tatsächlich gab, ist unbestreitbar. Auch viele andere Personen aus der Bibel sind echt. Also jeder Glaube fußt auch auf gewissen Grundlagen.
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Sylverblack
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Sylverblack »

Auch der Christ heutzutage lebt kaum fürs Jenseits. Jeder Mensch will sich ein möglichst angenehmes Leben machen und keiner (auch keine strengen Christen, und ich kenne einige) opfern elementare, schöne Aspekte des Lebens, nur um evtl. (!) im Leben nach dem Tod ein besseres Leben zu erhalten.
Das Leben fürs Jenseits der Christen ist auf das Einfachste und Umgänglichste reduziert (bspw. der Gang in die Kirche, das Tischgebet, etc.), was einem wenig Freizeit nimmt und einem immernoch ermöglicht, das Leben in vollen Zügen auskosten zu können.
[img]http://img580.imageshack.us/img580/9039/hvbk.jpg[/img]
@gar
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von @gar »

Ich möchte hier noch einmal betonen, dass Marx sagte, Religion wäre Opium des Volkes. "Opium fürs Volk" stammt meines Wissens nach von Lenin.
Ersteres hat ja auch viel mehr Sinn, "fürs Volk" klingt ja eher nach "von einer herrschenden Klasse aufgestülpt".
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Sylverblack
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Sylverblack »

@gar hat geschrieben:Ich möchte hier noch einmal betonen, dass Marx sagte, Religion wäre Opium des Volkes. "Opium fürs Volk" stammt meines Wissens nach von Lenin.
Ersteres hat ja auch viel mehr Sinn, "fürs Volk" klingt ja eher nach "von einer herrschenden Klasse aufgestülpt".
Das stimmt. Unglücklich ausgedrückt von mir, aber ich finde, dass auch zweiteres gut passt. Ein zufriedenes Volk ist schließlich von der Obrigkeit leichter zu kontrollieren als ein unzufriedenes. Es wäre/ist also klug, in so einem Fall wie zur damaligen Zeit, die Religion im Volk zu fördern, damit man dort nicht daran denkt, aufständig zu werden.
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Favola »

Sylverblack hat geschrieben:Auch der Christ heutzutage lebt kaum fürs Jenseits. Jeder Mensch will sich ein möglichst angenehmes Leben machen und keiner (auch keine strengen Christen, und ich kenne einige) opfern elementare, schöne Aspekte des Lebens, nur um evtl. (!) im Leben nach dem Tod ein besseres Leben zu erhalten.
Das Leben fürs Jenseits der Christen ist auf das Einfachste und Umgänglichste reduziert (bspw. der Gang in die Kirche, das Tischgebet, etc.), was einem wenig Freizeit nimmt und einem immernoch ermöglicht, das Leben in vollen Zügen auskosten zu können.
Ja, du hast natürlich recht, trotzdem hoffen wir auf ein ewiges Leben nach dem Tod.^^
Sylverblack hat geschrieben: Das stimmt. Unglücklich ausgedrückt von mir, aber ich finde, dass auch zweiteres gut passt. Ein zufriedenes Volk ist schließlich von der Obrigkeit leichter zu kontrollieren als ein unzufriedenes. Es wäre/ist also klug, in so einem Fall wie zur damaligen Zeit, die Religion im Volk zu fördern, damit man dort nicht daran denkt, aufständig zu werden.
Lenin meinte das aber nicht in dem Sinne, dass man die Religion im Land fördern sollte, im Gegenteil. Der war Kommunist.
Das hier waren seine Worte:
W. I. Lenin

Opium für das Volk

Die Religion ist eine Form des geistigen Jochs, das überall und allenthalben auf den durch ewige Arbeit für andere, durch ein Leben in Elend und Verlassenheit niedergedrückten Volksmassen lastet. Die Ohnmacht des Ausgebeuteten im Kampf gegen die Ausbeuter läßt ebenso unvermeidlich den Glauben an ein besseres Leben im Jenseits aufkommen, wie die Ohnmacht des Wilden im Kampf gegen die Naturgewalten den Götter-, Teufel-, Wunderglauben usw. aufkommen ließ. Wer sein Leben lang schafft und darbt, den lehrt die Religion Demut und Geduld im irdischen Leben und vertröstet ihn auf den himmlischen Lohn. Wer aber von fremder Hände Arbeit lebt, den lehrt die Religion Wohltätigkeit hienieden; sie bietet ihm eine wohlfeile Rechtfertigung für sein Ausbeuterdasein und verkauft zu billigen Preisen Eintrittskarten zur himmlischen Seligkeit. Die Religion ist das Opium für das Volk. Die Religion ist eine Art geistigen Fusels, in dem die Sklaven des Kapitals ihr Menschenantlitz, ihren Anspruch auf ein auch nur halbwegs menschenwürdiges Dasein ersäufen.
Quelle
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Sylverblack
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Sylverblack »

Ich weiß, mit welcher Intention Lenin das gesagt hat. ^^
Mit der "damaligen Zeit" meinte ich auch nicht das Regime der Sowjets oder dergleichen. ;)

Dass diese Art und Weise, die Religion zu missbrauchen, um das Volk gefügig zu halten, sehr gut funktioniert hat, zeigt das Mittelalter hervorragend (Ablassbriefe, Gottesdienste in Latein [, das keiner verstand], etc.).
[img]http://img580.imageshack.us/img580/9039/hvbk.jpg[/img]
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Favola
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Re: Woran glaubt ihr?

Beitrag von Favola »

Sylverblack hat geschrieben: Dass diese Art und Weise, die Religion zu missbrauchen, um das Volk gefügig zu halten, sehr gut funktioniert hat, zeigt das Mittelalter hervorragend (Ablassbriefe, Gottesdienste in Latein [, das keiner verstand], etc.).
Achja, das stimmt in der Tat.^^
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